Joe Meyser - MAN ON MARS? man on mars.

MAN ON MARS? man on mars.

Ein Konvoi der 3. US-Armee. Der Landschaft nach zu urteilen in der Normandie, unterhalb von Vernon. Das Licht für Spätnachmittag gleißend hell. Ich laufe neben einem Truppentransporter her, trage Gewehr und Ausrüstung. Es fühlt sich an, als sei ich der Einzige hier draußen. 

Ein Irrtum. Direkt vor mir, kriechen schwerbewaffnete Deutsche aus ihren Löchern. Sturmgrenadiere, motorisierte Infanterie, absolut surrealer Scheiß. Ich suche Schutz hinter der nächsten Hausecke – und lande erneut auf dem Präsentierteller: Hinter mir, neben mir, überall wimmelt es nur so von Feinden. 

Ich riskiere einen Blick zurück auf die Straße. Sie liegt leer zu meinen Füßen, wie eine nackte Frau, die den Blick abwendet. Die Wagenkolonne, die Lastwagen, die Jeeps und meine Kameraden – quasi mein ganzes Leben -, hat sich in Luft aufgelöst. 

Ein dürrer Gendarm – in einer Phantasieuniform mit Schulterklappen aus goldenen Fransen – überrascht mich von hinten. Er geht so dermaßen nah an mir vorüber, dass sein linker Unterarm die Haare auf meinen rechten Handrücken streift. Ich bin zu fassungslos, um etwas zu tun. Ich verstehe nicht, warum er mich nicht sieht, man mich nicht ins Visier nimmt und es beendet. Je länger dieser Schwebezustand andauert, desto ungeduldiger sehne ich eine Entscheidung herbei.   

Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und renne los. Das Tageslicht zerteilt sich in leuchtende Prismen, die in sanft hin und her wiegenden Baumkronen Verstecken spielen. 

Rechterhand erblicke ich die Wand einer Scheune auf einem Sockel aus Wackersteinen. Ich klettere hinauf und presse meinen Körper an das warme Holz. Als ich mich umdrehe, liegt vor mir eine Senke, ausgeschlagen mit saftigem Grün, in deren Zentrum das diamantene Blau eines Freibades im Stil der 20er-Jahre glitzert. 

Fröhliches Geschrei einer planschenden Kinderschar, vollbusige Frauen in einteiligen Badeanzügen, reserviert die Beine übereinandergeschlagen, gelangweilte Münder in leuchtendem Rot. Eine der Damen hält inne und nimmt die Sonnenbrille ab. Ihre rabenschwarzen Augen suchen und finden mich. Sie finden mich immer. Mutter schürzt verächtlich die Lippen und führt eine klobige Apparatur zum Mund, die wie ein Kofferradio mit einer viel zu kurzen Antenne aussieht. 

Nahezu zeitgleich greift etwas nach mir und schleudert mich in Richtung Erdatmosphäre. Ich wundere mich, dass ich auf dem Flug durch endloses Schwarz nicht ohnmächtig werde. Die Landung verläuft vollkommen schmerzfrei, obwohl ich die ganze Zeit bei Bewusstsein bin. Erstaunlicherweise kann ich atmen hier oben. Mir ist auch nicht kalt. Der rote Staub ist lästig, aber nicht wirklich ein Problem. 

Allerdings bin ich offenbar der Einzige hier draußen.